Trennung verarbeiten – (Wann) Werde ich wieder glücklich?

TimeaAllgemein

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Jede Trennung ist anders und jede von uns verarbeitet eine Trennung auf unterschiedliche Art und Weise. Nicht immer ist eine Trennung mit Erleichterung verbunden, im Gegenteil. Trauer und Leid sind oft noch lange Begleiter im Alltag. Wie lange dauert diese Trauer und wann weicht sie wieder dem Gefühl des Glücks? Werde ich die Trennung überhaupt jemals verarbeiten und werde ich wieder glücklich sein? Diese Fragen sind verständlich und beschäftigen die meisten Menschen, die eine Trennung durchmachen.

Unterschiede bei der Trennungsverarbeitung – das sagt die Wissenschaft

Es gibt zahlreiche Langzeitstudien, die die Befindlichkeitswerte von Geschiedenen zum Inhalt haben. Sie bestätigen alle wenig überraschend, dass das Scheitern einer langjährigen Beziehung oder Ehe von den meisten als das schmerzliche Scheitern eines Lebensplans empfunden wird: Man hat viel Hoffnung, Energie und Emotionen in die Beziehung investiert, Routinen und Gewohnheiten aufgebaut und sieht sich nach der Trennung mit vielfältigen Stressoren konfrontiert. Gefühle von Kontrollverlust, finanzielle Probleme, Veränderung des Freundeskreises, eingeschränkter Kontakt zu den Kindern und die Bewältigung des Alltags ganz alleine stellen einen vor große psychische und emotionale Herausforderungen.

Studien, die sich mit den Auswirkungen von Scheidung auf die Psyche der Betroffenen beschäftigen, zeichnen ein relativ einheitliches Bild. Danach geben rund die Hälfte der Geschiedenen an, die Trennung innerhalb von 2 Jahren bewältigt zu haben. Nach 5-6 Jahren haben die meisten Geschiedenen durchschnittliche Befindlichkeitswerte, einem Drittel geht es sogar überdurchschnittlich gut. Die restlichen Befragten, also rund 10-20% der Geschiedenen geben jedoch an, nachhaltig stark psychisch belastet zu sein.

Individuelle Unterscheide bei der Trennungsbewältigung

Für die Unterschiede in der Trennungsverarbeitung sind personengebundene und externe Ressourcen verantwortlich. Wichtigster Faktor sind hierbei die Persönlichkeitsmerkmale der Betroffenen. Menschen, die eher gelassen, wenig selbstzentriert und ängstlich sind, geraten weniger in die Opferrolle und betrachten die Trennung als Herausforderung mit Chancen auf Entwicklung. Sie haben eine offene Haltung und entwickeln eine Neugier auf die Zukunft. Sie besitzen eine höhere Resilienz und sind damit eher fähig, auf kritische Lebensereignisse flexibel zu reagieren. Dadurch behalten sie ein relativ stabiles Niveau an Funktionsfähigkeit sowie psychischem, körperlichem und sozialem Wohlbefinden.

Neben den personengebundenen Ressourcen der Persönlichkeitsmale sind externe (soziale) Ressourcen erwiesenermaßen wichtige Schutzfaktoren während der Trennungsbewältigung. Wer stabil in sozialen Netzwerken (Freundeskreis, Sportverein etc.) eingebunden ist, hat ein höheres Wohlbefinden und damit bessere Voraussetzungen, eine Trennung oder Scheidung positiv in die eigene Biografie zu integrieren. Enge Bezugspersonen wie die beste Freundin oder ein nahestehendes Familienmitglied sorgen außerdem für geringere Depressions-, Stress- und Ängstlichkeitswerte in der Trennungskrise.

Heilt Zeit alle Wunden?

Ob Zeit die Wunden einer Trennung tatsächlich zu heilen vermag, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Tatsache ist jedoch, dass sich im Verlauf von 3-5 Jahren vor allem bei Frauen ein gewisser Erholungseffekt zeigt. Soziale und emotionale Einsamkeit sowie depressive Symptome nehmen messbar ab, auch wenn sie über dem Niveau der männlichen Befragten liegen. Erklärt wird dies mit der demografischen Tatsache, dass Frauen grundsätzlich höhere Depressionswerte haben als Männer.

Interessanterweise zeigt sich in Studien auch ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Dauer der Trennungsverarbeitung und der Gesamtzufriedenheit in der beendeten Partnerschaft: Je glücklicher die Ex-Partnerschaft eingeschätzt wird, umso länger brauchen die Betroffenen, um über die Trennung hinweg zu kommen.

Die Selbsteinschätzung, nie über die Trennung hinwegzukommen, scheint sich in Langzeitstudien zu bestätigen. Bei Untersuchungszeitpunkten innerhalb der ersten 2 Jahre nach einer Trennung, sowie nach 3, 5 und 7 Jahren bleiben die subjektiven Werte mehr oder weniger konstant.

Im Klartext heißt das

Im Schnitt ist rund die Hälfte der Getrennten nach 2 Jahren über dem Berg, spätestens nach 3-5 Jahren haben die meisten die Trennung gut verarbeitet. Etwa 10-20% der Getrennten geben selbst nach 3-7 Jahren psychische Belastungen aufgrund der Trennung an. Dauert die Trauerphase länger als 2 Jahre, redet man von einer sog. Anpassungsstörung, hier ist eine professionelle Begleitung jedenfalls sinnvoll.

Trennung verarbeiten: Was kann ich tun?

Wie wir gesehen haben, hängt die Bewältigung einer Trennung bzw. Scheidung sehr stark von Persönlichkeitsmerkmalen und Temperament ab. Natürlich lässt sich dies kaum verändern, was aber nicht bedeutet, dass Sie als „hoffnungsloser Fall“ zum endlosen Leid verdammt sind. Im Gegenteil! Das Verständnis der eigenen Persönlichkeitsstruktur ist ein wesentlicher Schritt dazu, das eigene Selbstverständnis und damit verknüpfte Verhaltensmuster positiv zu beeinflussen. Kritische Lebensereignisse sind Bestandteil unserer Existenz. Die Auseinandersetzung mit solchen Krisen bewirkt persönliches Wachstum, auch wenn dies wahrscheinlich mitten in der Krise nicht in Ihrem Fokus liegen mag. Was Sie jedoch aktiv beeinflussen können, ist ihre persönliche Resilienzfähigkeit. Die psychologische Trennungsberatung bietet hier vielfältige Methoden zur aktiven Krisenbewältigung. Der Fokus einer Beratung sollte darin liegen, Ihre Ressourcen zu aktivieren und zu stärken und gemeinsam mit Ihnen Strategien und Lösungen für Ihre trennungsbedingten Herausforderungen zu finden.

Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg!

Herzlichst Ihre

Konkrete Informationen darüber, wie ich Sie begleiten kann, finden Sie hier >> Trennungsberatung

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