Frau alleine auf Reisen: Auszeit von der Beziehungskrise

TimeaAllgemein

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Manchmal braucht es mehr als nur eine halbe Stunde alleine im Nebenzimmer oder einen langen Spaziergang. Manchmal muss es eine echte Auszeit von der Beziehung sein. Um auf Abstand zu gehen, den Kopf frei zu kriegen, die Gedanken zu sortieren, zur Ruhe zu kommen und klarer zu sehen. Wenn eine Trennung im Raum steht, dreht sich das Gedankenkarussell. Vielleicht drehen sich auch die Diskussionen und Auseinandersetzungen mit dem Partner im Kreis, widersprüchliche Gefühle, das Abwägen von Für und Wider und Ratschläge von allen Seiten lassen einen keinen klaren Gedanken fassen. Eine produktive Solo-Auszeit, die es einem ermöglicht, den Partner, sich selbst und die gesamte Situation mit Abstand gleichsam aus einer Vogelperspektive zu betrachten kann hier eine Erleichterung sein und die Situation zu klären helfen. Wie eine solche Auszeit alleine als Frau gerade in einer Beziehungs- bzw. Trennungskrise gut funktionieren kann und in welcher Weise Sie davon profitieren können, habe ich in den folgenden Absätzen für Sie zusammengefasst.

Flucht ist keine Lösung – eine Auszeit schon eher

Eine Trennung ist keine Kleinigkeit, schon gar nicht nach vielen gemeinsam verbrachten (Ehe)Jahren. Das weiß jede, die schon einmal eine Trennung hinter sich gebracht hat oder gerade damit konfrontiert ist. Je verstrickter frau ist – emotional, finanziell, sozial, familiär – und je belastender die Beziehungskrise erlebt wird, umso mehr Kraft kostet es die Beziehungskrise zu meistern oder die Bande zu lösen und sich gar zu trennen. Da kann es schon einmal passieren, dass frau zwischendurch die Nerven schmeißt und am liebsten davonlaufen möchte: Einfach die Tür zu machen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. In der Regel wird das allerdings weder möglich noch sinnvoll sein. Der gesunde Menschenverstand und die Vernunft werden uns schnell klar machen, dass der Ausweg aus der Krise mitten hindurch führt und die Flucht uns nicht die erhoffte Erleichterung, geschweige denn Lösung bringen wird. Eine Auszeit hingegen macht in solchen Fällen Sinn, wenn sie gut geplant, sinnvoll genutzt und dem Partner fair kommuniziert wird.

Was die Reise leisten sollte – und was lieber nicht

Natürlich wird niemand bestreiten, dass sich ein paar Tage (oder bestenfalls Wochen) Erholung und Abstand sehr positiv auf das Nervenkostüm und auf das Gemüt auswirken und vor allem dazu beitragen können, Reflexionsprozesse in Gang zu bringen, die unter Stress so nicht stattfinden könnten. Eine Reise aus Rache, um etwa mal so richtig auf den Putz zu hauen und es dem betrügenden Ehemann heimzuzahlen, dürfte sich nachher eher kontraproduktiv auf die anschließende Kommunikation auswirken. Was immer Sie also planen: Bewahren Sie Haltung und nutzen Sie die Auszeit für eine eingehende Bilanz. Halten Sie inne, hören Sie sich selber zu. Reflektieren Sie, kommen Sie zur Ruhe, bringen Sie Ihre Gedanken zu Papier und aus dem Kopf heraus.

Natürlich darf und soll es Ihnen dabei auch gut gehen! Eine Auszeit soll ablenken und den Blick auch auf die schönen Seiten des Lebens lenken. Gerade das ist ja auch Zweck einer solchen Reise: Hinauskommen aus der gedanklichen und emotionalen Enge der Krise, Aktivieren von Ressourcen und von Lebenskraft. Sie dürfen genießen, lachen und es sich richtig gut gehen lassen – aber bitte nicht auf Kosten des daheim gebliebenen Partners, das haben Sie nicht nötig.

Zu lang, zu teuer, zu schwer zu organisieren! Wirklich?

„Klingt alles ganz gut, aber wie bitte soll ich das anstellen? Ich habe Kinder, einen Job und keinen Geldkoffer im Keller.“ Solche Antworten höre ich häufiger, wenn ich Frauen den Vorschlag für eine Auszeit mache. Meine Antwort darauf: „Glauben Sie mir, es geht.“ Und das tut es tatsächlich. Für viele Frauen ist der Gedanke einer längeren Auszeit ganz alleine vordergründig ein großer Schritt außerhalb ihrer Komfortzone. Sie haben es schlicht und einfach noch nie gemacht. Ja, es braucht einiges an Organisation (gerade mit Kindern) und ja, es kostet auch Geld. Wenn ein kreativer Wille da ist, funktioniert es in der Regel aber. Hier drei Beispiele aus meiner Beratungspraxis:

  • Eine Frau in Trennung, Yogalehrerin mit halbwüchsigem Kind, verbrachte 6 Winterwochen auf Bali indem sie sich von einem Yogainstitut als Lehrerin für Kost und Logis anheuern ließ. Zahlen musste sie lediglich den Flug und ihr Taschengeld, das Kind war in der Zeit beim Vater.
  • Eine Klientin mit großem Reiterhof, alleinstehend mit 2 fast erwachsenen Kindern schaffte es nach 10 Jahren erstmals Zeit für sich zu nehmen: Sie organisierte für 3 Wochen die Betreuung des Betriebs mithilfe der Kinder und machte einen Yoga-Kurs in Indien.
  • Eine Frau mit 3 Kindern in Trennung schaffte es, 4 Wochen Urlaub am Stück zu nehmen, obwohl sie sich sicher war, von ihrem Betrieb her sei es nicht möglich. Das war es aber, sie hatte einfach nur nie danach gefragt. Auch hier betreuten Vater und die Oma die Kinder, während sie alleine eine Pilgerreise durch Spanien machte.

Die drei Beispiele zeigen, dass das Unerreichbare manchmal gar nicht so unerreichbar ist, wenn frau den Schritt wagt und es einfach probiert. Ich selbst mache trotz Beruf und zweier schulpflichtiger Kinder immer wieder mehrwöchige Reisen in ferne Länder und das regelmäßig alleine. Von der Logistik her ist es mittlerweile sowohl für mich als auch für meine beiden wunderbaren Töchter Routine: Ein gut funktionierendes Netzwerk von Familie und Freunden versorgen Kinder, Hühner und Katzen und Videocalls sorgen für den täglichen Kontakt nach Hause.

Alleine unterwegs – was es mit Ihnen macht

Nun werden Sie vielleicht fragen, warum sie sich gerade in einer Beziehungskrise oder während einer Trennung die Organisation einer Reise antun sollten und was Sie letztendlich davon haben werden. Schließlich ist es eine zusätzliche persönliche Herausforderung, vor allem wenn Sie noch nie oder schon lange nicht mehr alleine gereist sind. Und warum überhaupt alleine? Schließlich gibt es ja auch Freundinnen, da hat frau gleich die Seelenstütze mit dabei. Richtig.

Und trotzdem: Egal ob Sie mit dem Flixbus in die nächste Metropole fahren und dort günstig ein langes Wochenende in einer Airbnb-Unterkunft verbringen oder mehrere Wochen mit Rucksack auf dem Jakobsweg unterwegs sind: Eine Solo-Reise hat einige ganz besondere Qualitäten, die Sie meiner Erfahrung nach gerade während einer Beziehungskrise intensiv für sich nutzen können:

  • Selbstwirksamkeit – ich kann das! Je ungewöhnlicher die Reise und je „kreativer“ die Vorbereitungen, umso mehr stärkt Sie die Erfahrung, dass Sie auch schwierige und ungewohnte Lebenssituationen alleine meistern können. Sie sind unabhängig und selbständig, egal was die Zukunft bringt. In Beziehungs- und Trennungskrisen ist diese Erfahrung Gold wert.
  • Rollenfreiheit – auch das bin ich! Haben Sie sich schon überlegt, wie viele Rollen-Hüte Sie tragen? Wer sind Sie, wenn Sie nicht Partnerin, Ehefrau, Mutter, Geliebte, Kollegin, Freundin, Schwester, Karriere- oder Hausfrau sind? Wenn Sie alleine reisen, sind Sie an keine dieser Rollen gebunden, sie können sich neu erfinden, ausprobieren und in sich hineinhorchen. Wer rührt sich da in der Begegnung mit anderen? Wer sitzt da wirklich und betrachtet den Sonnenuntergang oder ein Gemälde im Museum? Wer will da gesehen, gehört, gespürt werden?
  • Neue Netzwerke – ich bin wertvoll! Eines der Vorzüge wenn Sie alleine reisen: Sie lernen andere Menschen kennen. Unweigerlich, und zwar auf eine ganz andere Art und Weise, als bei einer Reise mit Ihrer Familie, Ihrem Partner oder Ihrer besten Freundin. Eben losgelöst von Ihrer Rolle. Sie werden erkennen, dass Menschen Sie mögen. Einfach weil Sie so sind, wie Sie gerade sind. Ist das nicht herrlich?
  • Abstand – ich löse das! Wir haben uns in den vorangehenden Absätzen schon angesehen, was der Blick aus einiger Entfernung leisten kann und soll und was nicht. Egal wie lange die Reise dauert – im Idealfall haben Sie aus der Meta-Position heraus einen klareren Blick auf Muster und Strukturen Ihrer Beziehung und mehr Zugang zu Ihren eigenen Rollen und Bedürfnissen gewonnen. Sie hatten die Gelegenheit in Ruhe zu Reflektieren und erdrückende Emotionen zu relativieren. Sie haben sich neue Netzwerke erschlossen, Ihre vorhandenen Ressourcen gestärkt und neue aktiviert. Wie auch immer es mit Ihrer Beziehung weitergeht, sie haben zusätzliche Perspektiven und dadurch zusätzliche Wahlmöglichkeiten gewonnen, die Krise zu meistern.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Reise eine Reise zu sich selbst, zu mehr Klarheit, Stärke, Sicherheit und Selbstwirksamkeit wird. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen die Erfahrungen Ihrer Reise als starke Ressourcen kraftvoll zur Verfügung stehen und Ihnen dabei helfen, Ihre Herausforderungen in der Beziehungskrise gut zu meistern.

Sind Sie bereit, gehört zu werden? Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg aus der Beziehungskrise.

Konkrete Informationen darüber, wie ich Sie begleiten kann, finden Sie hier >> Trennungsberatung

Herzlichst Ihre

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