Getrennte Schlafzimmer – Mut zum unkonventionellen Beziehungs-Update

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Blog Timea Ráth-Végh

Lesezeit: 3,5 Minuten

Manchmal sind es ganz banale Dinge, die eine Beziehung zermürben können. Schlafentzug zum Beispiel: Schnarchen, Fernsehen, Handy-Displays, nächtliche Unruhe, unterschiedliche Schlafrhythmen und auch unterschiedliche Hygienevorstellungen können auf lange Sicht den Frieden im ehelichen Schlafzimmer auf eine harte Probe stellen. In solchen Fällen ist es niemals verkehrt, ein paar Gedanken außerhalb der gewohnten Bahnen zu riskieren. Haben Sie Mut zu einem unkonventionellen Beziehungs-Update!

Schlafentzug hat massive Folgen

Ich weiß von so machen Eltern, die sich regelmäßig auf nächtliche Wanderschaft in die Betten ihrer Kinder begeben (ja, es passiert nicht nur anders herum!) oder auf die Wohnzimmercouch, damit sie einige Stunden ruhigen Schlaf ergattern. Dass hierbei von erholsamer Nachtruhe nicht die Rede sein kann, liegt auf der Hand. Dennoch: Ein „offizieller“ Umzug in ein eigenes getrenntes Schlafzimmer kommt bei den allermeisten Paaren nicht nur aus Platzgründen nicht infrage. Getrennte Schlafzimmer sind ein No-Go in unserer Gesellschaft und ein sicherer Indikator, dass etwas mit der Beziehung nicht stimmt. So zumindest das übergestülpte Gesellschaftsparadigma.

Dass dauerhafter Schlafentzug zu massiven Folgen führt, wissen vor allem Eltern aus eigener Erfahrung. Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, verminderte Stresstoleranz und Gereiztheit sind sehr unmittelbar spürbar. Aber auch unser Immunsystem und unsere Psyche reagieren empfindlich auf Schlafmangel mit erhöhter Infektanfälligkeit, depressiven Verstimmungen, Angstzuständen, Kopfschmerzen und Gedächtnisproblemen.

Probleme beginnen schleichend

Wie massiv sich dies auf eine Beziehung auswirken kann, zeigt der Fall von Detti*, die mich überhaupt auf dieses Thema gebracht hat: Detti litt seit über 10 (!) Jahren unter dem Schnarchen und dem von ihr als streng empfundenen Körpergeruch ihres Mannes im ehelichen Schlafzimmer. Als die Kinder klein waren, schlief Detti vor Erschöpfung auch mit Geräuschkulisse einigermaßen gut. Nach dem dritten Kind veränderte sich ihr Geruchssinn auf empfindliche Weise und auch ihre innerliche Bereitschaft, des lieben Friedens Willen auf ihre Nachtruhe zu verzichten. Sie wurde zunehmend gereizter und ihrem Mann gegenüber auch immer abweisender. Detti verbrachte viele frustrierte und teilweise schlaflose Nächte auf der Couch und baute Wut gegen ihren Mann auf. Dieser wiederum fühlte sich immer mehr in die Defensive gedrängt und angegriffen, zumal Detti zu viel Skrupel hatte, ihm ihr Problem mit seinem Körpergeruch mitzuteilen. Getrennte Schlafzimmer als Lösungsoption tauchte für Detti zunächst nicht auf. Ihr Verständnis von Ehe als Teilen von Tisch und Bett ließen diese Lösungsvariante nicht zu. Dettis Frust und sinkende Toleranzschwelle kippten die Stabilität der Beziehung immer mehr und nagten am gegenseitigen respektvollen Umgang als Paar.

Dauerhafter Schlafentzug zermürbt die Beziehung

Die Problematik im Falle der Schlaflosigkeit durch Schnarchen kann vor allem – so wie in Dettis Fall – die schleichende Entfremdung der Partner nach sich ziehen. So kann die zunächst unterschwellige, später immer direktere Schuldzuweisung für das Erdulden des Erschöpfungszustandes dazu führen, dass auch körperliche Nähe mehr und mehr gemieden wird und die Vertrautheit in der Paarbeziehung schleichend immer mehr leidet. Denn Hand aufs Herz: Der Anblick des im Schlaf lautstark dahinsägenden Partners gepaart mit Gefühlen der Frust und der Erschöpfung ist nicht gerade der beste Nährboden für zärtliche Gemütsregungen. So bleiben nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Intimität nach und nach auf der Strecke. Schlimmstenfalls kann sich dies zum echten Beziehungsproblem bis hin zum Trennungswunsch auswachsen.

Mut zur unkonventionellen Lösung

Die Lösung für Detti und ihren Mann war jedenfalls das Überdenken ihrer Grundannahmen über das Teilen von Tisch und Bett in der Ehe, und damit eine neue respektvolle Annäherung als Paar. Das Anerkennen der gegenseitigen Bedürfnisse und die Bereitschaft, auf diese Bedürfnisse einzugehen, konnte in diesem Fall tatsächlich eine neue Nähe und Intimität schaffen. Ihr unkonventionelles Beziehungs-Update der getrennten Schlafzimmer ist aufgegangen. Beide sind morgens erholt und genießen ohne Schuldgefühle die wertvolle Allein-Zeit am Abend. Die neu gewonnene Privatsphäre und die Ausflüge in das intime Reich des anderen empfinden die beiden mittlerweile als reizvoll und fühlen sie an die Zeit erinnert, in der sie noch nicht gemeinsam unter einem Dach gelebt haben. Und da sich solche Ausflüge schon fast wie ein Rendezvous anfühlen, werden sie auch als solche vorbereitet – Körperpflege und Vorfreude inklusive…

* Detti ist keine reale Klientin, sondern Sprachrohr für Themen aus meinem Beratungsalltag. Über Detti teile ich in diesem Blog Fragen und Anliegen von Klientinnen, die auch für andere wertvolle Anregungen liefern können.

Konkrete Informationen darüber, wie ich Sie begleiten kann, finden Sie hier >> Trennungsberatung

Herzlichst Ihre

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