Über den Umgang mit Wut und Zorn in der Trennung

TimeaAllgemein

Lesezeit: 4,5 Minuten

Nichts triggert Wut und Zorn in uns stärker als Betrug oder Ablehnung durch unseren (Ex-)Partner. Wenn Sie sich schon mit den Trennungsphasen vertraut gemacht haben, haben Sie einiges über den Umgang mit Wut und Zorn in der Trennung erfahren. In diesem Beitrag lernen Sie, wie Sie Wut und Zorn als Katalysator nutzen können, um längst überfällige Veränderungen in Ihrem Leben vorzunehmen.

Was unser Gehirn über Trennung denkt

Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist es die wichtigste Mission unseres Gehirns, für unsere Sicherheit zu sorgen und unser Überleben zu sichern. Aus psychologischer Sicht ist unser Gehirn zudem ein soziales Organ und erfüllt diese Mission durch die Bindung an andere. Ein Mensch ohne soziale Bindungen ist gemäß der Programmierung unseres Gehirns nicht in der Lage zu überleben. Nach der Logik unseres Gehirns ist es daher für uns (über-)lebensnotwendig, auf stabile soziale Bindungen zurückgreifen zu können und diese möglichst auch aufrecht zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, wird unser Gehirn alle ihm zur Verfügung stehenden Register ziehen und ist dabei ziemlich hartnäckig.

Können wir aufgrund einer Trennung die positive Bindung zu unserer primären (d.h. vom Gehirn als besonders wichtig eingestuften) Bezugsperson nicht aufrechterhalten, so ist in der Welt unseres Gehirns eine negative Bindung noch immer besser als gar keine Bindung, die den potentiellen Tod bedeutet. Das Gehirn wird uns also statt Kuschelkurs eine andere Option anbieten: Zorn, Wut und Rage verbunden mit Rachegedanken.

Konsequenzen einer negativen Bindung

Das Gegenteil von Liebe ist nicht wie gewöhnlich angenommen Hass, sondern Gleichgültigkeit.

Hass, genährt von Wut, Zorn und Groll, ist eine genauso starke Bindung wie Liebe und kann uns ebenso stark wie diese ein Leben lang an den Ex-Partner binden. Die Folge ist dauerhafter Schmerz, Verbitterung und die Unfähigkeit, eine neue Zukunft zu gestalten. Eine Zukunft, in der Weisheit, Tiefe, Reife und eine durch Erfahrung geschliffene Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden kultiviert werden können. Es ist wichtig diese Mechanik zu verstehen, damit die Konsequenzen greifbar gemacht werden können. Nur dann hat man die Möglichkeit, die kreativen Kräfte von Wut als Sprungbrett in eine Zukunft voller Wachstum für sich zu nutzen.

Und nun schauen wir uns genauer an, wie Sie Wut und Zorn als Katalysator in Ihren Dienst stellen können.

Wut und Zorn als Katalysator nutzen

Werden wir betrogen oder verlassen, reißt dies womöglich alte Wunden auf. Dies ist besonders schmerzhaft, da diese Wunden ja gerade von demjenigen aufgerissen werden, der sie unserer Erwartung nach eigentlich hätte heilen sollen. Unser Körper wird von Adrenalin und Stresshormonen geflutet und schon sind wir im Kampf-oder-Flucht-Modus: Bereit zu handeln – koste es was es wolle. Aber Achtung! Unkontrolliert führt Wut zu Handlungen, die wir später bereuen können und mit deren Konsequenzen wir mitunter jahrelang leben müssen.

Gleichzeitig bergen Wut und Zorn ein immenses Potenzial für Wachstum. Denn große Wut bedeutet auch das Vorhandensein großer Energien, die als Antriebskraft für längst überfällige Veränderungen in unserem Leben genutzt werden können. Schaffen wir es, die Intensität unserer starken Gefühle für uns zu nutzen, können wir den destruktiven Impuls der Vergeltung in die konstruktive Energie von dauerhafter positiver Veränderung umwandeln.

Das Heilsame an der Wut

Das Heilsame an der Wut ist, dass sie uns – bewusst genutzt – dazu verhelfen kann, uns von enttäuschenden Beziehungsmustern zu befreien, die wir vielleicht seit Jahrzehnten mit uns herumtragen. Die immense Antriebskraft der Wut verschafft uns DIE Gelegenheit, anderen UND uns selbst gegenüber unsere Rechte einzufordern:

  • Unser Recht gehört zu werden
  • Unser Recht mit Würde, Respekt und Liebe behandelt zu werden
  • Unser Recht auf eine Stimme
  • Unser Recht auf Freiräume, Entfaltung und Entwicklung
  • Unser Recht auf Grenzen

Wut gibt uns die Stärke aufzustehen und klar und deutlich zu formulieren, was wir ab jetzt nicht mehr in unserem Leben tolerieren werden. Sie verhilft uns zu einer Verpflichtung uns selbst gegenüber, unser Leben in neue, positive Bahnen zu lenken und gibt uns gleichzeitig die Energie, die hierfür nötigen Schritte zu tun.

Der Wut konstruktiven Ausdruck verschaffen

So sehr uns Wut zu radikalen positiven Veränderungen in unserem Leben inspirieren kann, so destruktiv kann sie werden, wenn sie keinen unmittelbaren körperlichen Ausdruck findet. Denn Wut ist nicht nur eine starke emotionale Woge, sondern aufgrund der hormonellen Komponente auch ein körperlicher Impuls zum Handeln, der ausgelebt werden möchte. Statt dem Schreiben von vermeintlich vernichtenden Nachrichten an den Ex oder dem Zerkratzen seiner Autotür sollten Sie (auch wenn er es verdient hat) daher Ihre Wut lieber in konstruktive Bahnen lenken und Ihre Zeit damit verbringen, sich und anderen etwas Gutes zu tun.

Bewegung in Form von Tanzen (‘rein mit der Lieblingsmusik!), Singen (so richtig laut!), Laufen, Malen u.ä. verhilft Wut schnell und unkompliziert zu einem konstruktiven körperlichen Ausdruck. Weitere Anregungen hierzu finden Sie auch in meinem Beitrag Trennung verstehen: Die Trennungsphasen.

Was wir daraus lernen können

Eine Trennung ist kein Spaziergang und ist von intensiven und zuweilen extremen Gefühlen begleitet. Wut, Zorn und Rage können dazu gehören und sollten auch ihren gebührenden Platz bekommen. Nachdem Sie bis hierher gelesen haben wissen Sie nun aber, dass Sie sich die Wut und ihre Intensität zu Nutze machen können. Nutzen Sie Wut als Weckruf! Verwenden Sie sie nicht für Rache und Vergeltung, sondern für die kritische Revision Ihrer Beziehungsmuster. Verwenden Sie Wut als konstruktiven Impuls und als Katalysator, für Ihre Rechte einzustehen, zu wachsen und Ihr Leben in neue, positive Bahnen zu lenken!

Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg!

Herzlichst Ihre

Konkrete Informationen darüber, wie ich Sie begleiten kann, finden Sie hier >> Trennungsberatung

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